#pp: Was genau ist an einem Buch eigentlich nicht vegan?
RM: Ganz ehrlich? Wir waren selbst überrascht, wo sich überall tierische Inhaltsstoffe verstecken können. Farben und Klebstoffe hatten wir natürlich als Erstes im Blick. In Farben können beispielsweise Bindemittel aus tierischen Fetten oder Pigmente, wie der Farbstoff Karmin, enthalten sein, der aus Schildläusen gewonnen wird. Klebstoffe können Gallerte und Glutin aus Tierhäuten und Knochen beinhalten. Auch Papier besteht aus weit mehr als rein pflanzlichem Zellstoff. Leime zur Verbesserung der Nassfestigkeit oder Binde- und Hilfsmittel für die Oberflächenveredelung von gestrichenen Sorten können Gelatine, Kasein (aus Milchprotein) und weitere Stoffe tierischen Ursprungs enthalten. Eine echte Überraschung war übrigens der Heftdraht. Der wird weniger bei Büchern, dafür aber häufig zur Bindung von Zeitschriften oder Broschüren verwendet. Hier kommen bei der Herstellung sogenannte Ziehmittel zum Einsatz, um den Draht flüssiger beziehungsweise gleitender zu machen. Und genau hier verstecken sich Substanzen tierischen Ursprungs.
MH: Auch aus inhaltlicher Sicht sind die meisten Kinderbücher alles andere als vegan. Viele fördern die kognitive Dissonanz, indem sie zum Beispiel das Thema Bauernhof oder auch das Thema Zoo romantisieren. Es wird vorgegaukelt, die Tiere dort hätten ein wunderbares Leben. Kinder lieben Tiere. Sie wollen sie streicheln, füttern und Zeit mit ihnen verbringen – und sie verstehen nicht, dass die Milch in ihrem Müsli von einer Mutter kommt, die ihr Baby vermisst. Wir führen Kinder sanft an das Thema Veganismus heran, ohne sie zu verängstigen, indem wir zum Beispiel die Perspektive der Tiere in eine Geschichte einbetten.