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Sie lieben das gedruckte Wort – und sie trauen sich was. Marko Hanecke und Laura-Linda Kloep haben ein neues Krimi-Genre geschaffen. Mit Print & Crime zeigen der Print-Produktioner und die Autorin wie man im Meer der Beliebigkeit durch Qualität auffällt und überzeugt.

Wer ist eigentlich … ?

Laura-Linda Kloep, 40, studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Pädagogik, Philosophie und  Psychologie. Sie lebt in  Münster, arbeitet als Managerin im E-Commerce eines Buchhandelunternehmens.

Marko Hanecke, 43, ist Drucker, Industriemeister Print, studierter Druckingenieur und lebt in Münster.  Er arbeitet frei als Druckexperte, Autor und Speaker. Unter Printelligent.de bloggt er über Wissenswertes aus der grafischen Industrie.

Auf den ersten Blick scheinen Laura-Linda Kloep und Marko Hanecke, zumindest beruflich ziemlich weit voneinander entfernt zu sein. Sie ist als Managerin im Internet-Buchhandel Teil der digitalen Arbeitswelt, er arbeitet als Print-Produktioner überwiegend analog. Nebenbei bedient er als Blogger seit vier Jahren auch eine digitale Leserschaft. „Ich sehe mich als leidenschaftlichen Print-Botschafter“, sagt Hanecke, der ausgebildeter Offsetdrucker, Industriemeister Print und studierter Druckingenieur ist. Und weil er dazu ausgesprochen kommunikativ und sozusagen auf Mission unterwegs ist, sind seine Verbreitungsforen eben nicht nur gedruckte Medien und Bühnen, auf denen er Vorträge hält und Workshops veranstaltet, sondern auch das Internet.

Im richtigen Leben in Münster/Westfalen sind die beiden allerdings ein Paar und haben als solches während der Pandemie gemeinsam zwei Bücher geschrieben und produziert – drucktechnisch außergewöhnlich aufwendig gestaltet, inhaltlich als ungewöhnliche Kriminalgeschichten aufbereitet – und bewusst nicht als E-Book zu kaufen.

Ausgerechnet Printprodukte in Zeiten digitaler Weltveränderung?

Fragen wie diese beantwortet Hanecke eindeutig.

„Buchdruck ist die nachhaltigste Art, Lesestoff zu konsumieren“, sagt er. Und liefert die Fakten dazu. „Ein Buch erzeugt mit 500 Gramm so viele CO2-Emissionen wie ein Coffee-to-go von Starbucks.“ Wem das als Erklärung dennoch nicht genügt, dem haut er selbstbewusst seine Haltung um die Ohren: „Onlinedruck ist sterbenslangweilig, weil meist standardisiert und damit unterentwickelt.“ Allerdings genüge Haptik allein nicht, um sich von digitalen Umsetzungen abzugrenzen. „Alleinstellungsmerkmal gegenüber Massenproduktionen ist immer das Produktdesign.“

Was damit gemeint ist, zeigen „Eine Studie in Magenta“ und „Liebesgrüße aus dem Jenseits“. Zwei Bücher, die das Sammlerherz höherschlagen lassen, weil sie schon äußerlich etwas Besonderes sind. Verschiedene Druckverfahren, offene Fadenheftung, Steifbroschur, abgerundete Ecken und Beschnittkantendruck machen aus ihnen Liebhaberstücke, was sich sowohl im Preis (25 Euro) als auch in der Auflage (1.250) niederschlägt.

„Uns geht es vordergründig nicht um eine möglichst große Leserschaft“, sagt Autorin und Lebensgefährtin Kloep, wohlwissend, dass so eine Einstellung wirtschaftlich kontraproduktiv ist. Aber die liebevolle Nähe zu einem Druck-Experten hat sie infiziert. Und der liefert die Erklärung zu. „Wir sprechen mit der Druck- und Kreativbranche bewusst eine spitze Zielgruppe an, denn wir wollen das Besondere wieder zum Standard machen“, sagt er. Hochwertige Flyer, Broschüren und Co. und natürlich auch Bücher sollten sich von Massenware unterscheiden. Vielleicht hat die Autorin auch deshalb inhaltlich zum ganz großen Besteck gegriffen.

Für ihre Protagonisten hat sich Kloep an einem der Großen orientiert. Kein Geringerer als Sir Arthur Conan Doyle, Erschaffer des weltberühmten Ermittler-Duos Sherlock Holmes und Dr. John Watson, dient als Vorlage für ihre Spurensucher Schorsch Hesse, Druckexperte, und Dr. Jan Walter, Assistent und Mediengestalter. Wie Doyle schickt auch sie eine ihrer Hauptfiguren per „Ich“-Erzähler in die Abenteuer. Und es ist natürlich ebenfalls kein Zufall, dass sie Doyles ersten Fall, „Eine Studie in Scharlachrot“, als Vorlage für ihren ersten Buchtitel aussuchte.

Dass man derlei literarische Abstauber als Großmannssucht auslegen könnte, ist Kloep noch nicht in den Sinn gekommen. „Um Gottes Willen“, sagt sie. „Solche Vergleiche würde ich mir niemals anmaßen.“ Tatsächlich, erklärt sie, habe sie nur nach Formen gesucht, um sich an ihnen orientieren zu können. „Ich bin schreiberisch eine Anfängerin. Deshalb habe ich Vorlagen gebraucht, die mir als Autorin Struktur geben.“ Und wer könnte das besser sein als einer der besten Krimi-Erzähler der Welt, dessen Geschichten sie schon als Jugendliche verschlungen hat?

Der Mut, sich ans Buchschreiben zu trauen, hat auch mit ihrer Leidenschaft zu tun. Kloep liebt grundsätzlich Bücher, sammelt sie. Literatur zum Anfassen und Anschauen eben. Obwohl sie auch E-Books liest. Manchmal.

Als Corona im ersten Lockdown Deutschland zum Stillstand zwang, fragte sich auch dieses Homeoffice-Paar in der plötzlich angewachsenen häuslichen Gemeinsamkeit, was man denn Sinnvolles zusammen machen könnte.

„Als erstes habe ich den Fernseher in den Keller geschafft“, erzählt Kloep. Die freie Zeit vor der Glotze zu verbringen, erschien ihr zu öde. Die Alternative dazu waren lange Leseabende. Und von dort war es nicht weit hin zu visionären Gedankenspielen, wie man Gedrucktes besser aussehen und lesbarer machen könnte.

„Die meisten Bücher sehen doch gleich aus“, sagt Hanecke, Fan des besonderen Outfits. Und so gehörte nicht viel Überredungskunst dazu, in der Freundin die Lust am Schreiben zu wecken, zumal die schon früher an der Schreibmaschine des Vaters geübt hatte. „Natürlich habe ich auch Tagebuch geführt und heimlich Gedichte geschrieben“, verrät Laura-Linda Kloep.

Auch außerhalb der Kernzielgruppe gefallen die Kriminalromane. Vor allem weil die Bücher perfekt ins gesellschaftlich angesagte Nachhaltigkeitsdenken passen. So wurde Band Nummer eins ökologisch gedruckt. „Unsere Bücher wandern durch viele Hände“, sagt Hanecke. Stichwort Wertschätzung und Nutzungsdauer. „Das ist mehr als ökologisch korrekte Produktion.“

Sowieso sind die Hardcover-Bücher in ihrer Verbindung von Inhalt und drucktechnischer Ausfertigung perfekte Marketingprodukte. Nicht nur, dass Print-Produktioner Marko Hanecke namentlich in beiden Bänden als Druckexperte auftaucht, auch wichtige Sponsoren und Industrieteilnehmer aus der Branche gehören zum Beiwerk der Geschichten. Dieses Gesamtkunstwerk macht die Herren Hesse und Winter nicht nur zum amüsanten Ermittler-Duo, sondern auch als Werbeträger erfolgreich. Für Print & Crime, das neue Krimi-Genre. #

Beide bereits erschienen Bücher der Reihe „Print & Crime“ können hier bestellt werden: Shop.