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Meine großartigste
Nur mit Handschuhen anfassen
Eine unscheinbare Tür in der Sakristei der St. Nikolai in Isny im Allgäu. Dahinter eine enge steile Treppe. Sie führt ins Turmzimmer, in dem sich seit 1462 die Bücherstube befindet. Prädikanten bildeten sich dort fort, bereiteten ihre Predigten vor. Der Raum ist bis heute im Originalzustand erhalten, Mitglieder eines Fördervereins der städtischen Museen wachen über die wertvollen Originale, allesamt kunstvoll verzierte Schriften. Zwingli, Melanchthon, Luther. Das kostbarste Stück aber ist die ,Topographia Germaniae‘ des Verlegers und Kupferstechers (und Namensgebers unserer Zeitschrift) Matthäus Merian der Ältere.
Veröffentlicht wurden sie ab 1643. Das jahrhundertealte Papier darf, wenn überhaupt, nur mit Handschuhen angefasst werden. In solchen Momenten ist der Job ein Privileg und ein Vergnügen. ,Wollen sie mal reinschauen und anfassen?‘, werde ich gefragt. Natürlich!“
Hansjörg Falz
Hansjörg Falz ist Chefredakteur der Reisemagazine MERIAN und MERIAN Scout.
www.merian.de
Rainer Groothius
Prof. Rainer Groothuis ist Gründer der Agentur „GROOTHUIS Gesellschaft der Ideen und Passionen“, er ist Magazinmacher, Autor, Buch und Mediengestalter.
Papier ist Haltung
„Ach, die ‚großartigste Begegnung mit Papier‘ ist gefragt? Muss es denn immer gleich der Superlativ sein, diese Suche nach dem einen Mal? Das eine Mal gibt es in den meisten Fällen aller möglichen Male nicht, die das Leben begleiten.
Eine großartige Begegnung mit Papier war die Entgegennahme des ersten, mit einer Kohle-Schaufel-Schicht als Schüler selbst verdienten 50-Mark-Scheins, andere waren der Empfang des Ausmusterungsbescheides oder auch des Dokuments der durchschnittsschwachen Allgemeinen Hochschulreife. Der erste Arbeitsvertrag, der noch auf einer IBM-Kugelkopfmaschine zu Berlin getippt worden war, der erste GbR-Vertrag in der Selbstständigkeit, die erste GmbH-Verfassung – die Geburtsurkunden der drei großartigen Kinder.
Nein, die Begegnung mit Papier ist nicht immer ‚großartig‘, denken wir an Kontoauszüge, Totenscheine, Scheidungsurkunden – aber bleiben wir positiv, zurück zum guten, wahrend, schönen Papier.
Rainer Groothius
Prof. Rainer Groothuis ist Gründer der Agentur „GROOTHUIS Gesellschaft der Ideen und Passionen“, er ist Magazinmacher, Autor, Buch und Mediengestalter.
Ok, ok, bedienen wir die Frage nach dem Superlativ mit einer Anleihe: Die großartigste Begegnung mit Papier ist natürlich immer die nächste – sonst hätte man ja schon alles hinter sich, und vorne käme nix mehr, was schade wäre.
Da Menschen sinnliche Wesen sind, wird Print nicht sterben – und damit auch das Erleben, Ertasten, Erfühlen von Papier leben, solange Menschen eben sinnliche Wesen sind, die be-greifen wollen. Denn, oh ja, Papier ist Haltung, Papier signalisiert, wes Geistes Kind der Absender ist – so kaschiert das ‚Hochglanz‘ gern des Inhalts Tand und Leere usw. usf.
Was wichtig ist und Werte voll: gehört gedruckt, hat es verdient, Ding zu werden – Ding, das es ohne Papier nicht gibt. Vielleicht nicht immer großartigst, aber wertvoller als ein Datenvolumen in der digitalen Vergesslichkeit.
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