Die japanischen Geschichten brachen mit allen europäischen und amerikanischen Regeln“, erklärt der Verleger. Um hinter die Magie der Manga zu kommen, reiste er mehrfach nach Tokio, stellte Verlegern und Autoren Fragen über Fragen. Als Mitte der 90er-Jahre die ersten Manga-Filme im TV gezeigt wurden, schwappte die Faszination auf Deutschland über. „Die Kids bekamen mit, dass es auch Bücher mit ihren Comic-Helden gab – es folgte der erste große Manga-Hype in der westlichen Welt. Nach acht Jahren und einer unglaublichen Umsatzsteigerung um das Vielfache seit seinem Einstieg verabschiedete sich Kaps dennoch, um als Geschäftsführer für den amerikanischen Comic-Buch-Verlag Tokyopop das Manga-Geschäft in Deutschland aufzubauen.
Es folgten „zwölf wilde und erfolgreiche Jahre“ beim US-Konzern. Dann suchte Kaps eine neue Herausforderung. „Nachdem ich zweimal für Verlage das Manga-Geschäft erfolgreich aufgebaut hatte, wollte ich machen, was ich will“, erklärt der 56-Jährige das Motiv zur Gründung eines eigenen Unternehmens. Mit drei Gesellschaftern startete er 2017 den Manga-Verlag Altraverse, der inzwischen rund 30 Mitarbeiter hat. Natürlich birgt ein Neustart mit einem kleinen Verlag ein gewisses Risiko, doch Kaps sah einen großen Vorteil darin, sich auf ein Thema zu konzentrierten – die Umsetzung ist schneller, punktgenauer und wird nicht durch langatmige Prozesse ausgebremst. Sein Ziel: „25 bis 30 Prozent Marktanteil sollen es schon werden.“ Und der Zuwachs an Bücherverkäufen ist enorm. Laut eines aktuellen Berichts des Börsenblattes für den Buchhandel ist der Umsatz innerhalb eines Jahres um 65 Prozent gestiegen. „Manga-Leser sind echte Fans, da hat sich eine richtige Popkultur entwickelt“, erklärt der Verlagsgründer den Erfolg. Der Popkultureffffekt schwappt auch auf das Manga-Team über.
Gern erzählt Kaps über die Gründungsgeschichte von Altraverse: „Wir hatten schon Follower auf Facebook, da gab es den Verlag offiffiziell noch gar nicht. Irgendjemand hatte übers Internet eine Verlagsanmeldung im Handelsregister entdeckt und sich gefragt, was wohl dahintersteckt? Daraufhin haben wir unsere Planungen über den Haufen geworfen und uns überlegt, dass wir den Start des Verlages online zelebrieren und unsere Fans daran teilhaben lassen.“ So waren die Leser dabei, als die ersten Lizenzen in Tokio erworben und die ersten Bücher im nordfriesischen Leck gedruckt wurden.
Für den Print-Macher stellt das Internet keine Konkurrenz dar. Im Gegenteil: In den vergangenen Jahren gab es viele Versuche, die Digitalisierung der Manga-Publikationen voranzutreiben. Ohne großen Erfolg. „Ich glaube, es gibt keinen anderen Bereich, in dem es so zäh ist, wie beim Manga, weil sich 95 Prozent der Leser im Zweifel für das gedruckte Buch entscheiden.“ #