#Menschen
Auch wenn das
Internet nichts
vergisst, bleibt
meiner Meinung
nach nichts von
Wert zurück.
Auch wenn das
Internet nichts
vergisst, bleibt
meiner Meinung
nach nichts von
Wert zurück.
AUSGERECHNET IN ZEITEN, IN DENEN ONLINE FIRST DIE PRINTBRANCHE BEDROHT, HAT NUSSIN ARMBRUST EIN GEDRUCKTES MAGAZIN AUF DEN MARKT GEBRACHT – DAS „ELBBLICK MAGAZIN“. Ein Gespräch über das wunderbare Gefühl, Papier in der Hand zu halten, die Notwendigkeit von Qualität sowie die Erkenntnis, dass gute Geschichten, in Muße geschrieben und gelesen, das eigene Leben bereichern.
Das „ELBBLICK Magazin“ von Verlegerin, Bloggerin und Influencerin Nussin Armbrust erscheint seit 2017, ist ein kostenloses, werbefinanziertes, hochwertiges Stadtmagazin und wird viermal im Jahr gedruckt.
Ihre Leser lieben das ungewöhnliche und mutige Projekt, und mancher Hamburger freut sich, wenn er oder sie darin porträtiert wird – von einer Frau, die das Leben kennt und ihr Interesse für Geschichten und Menschen nicht heuchelt.
#printproud: Frau Armbrust, können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie die Idee für Ihr Stadtmagazin hatten?
Nussin Armbrust: Aber ja! Es war vor etwa fünf Jahren. Ich war innerlich schon länger auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung, die mir Sinn und Freude bereitet. Es war nachts, ich hörte inspirierende Musik, und ich dachte: Was kann ich gut? Was erfüllt mich? Und plötzlich kam mir der Gedanke, dass ich gern schreibe, dass ich eine Menge Kontakte in Hamburg habe und dass in dieser Stadt ein ganz besonderes Stadtmagazin fehlt. Und weil ich spontan bin, habe ich diese Idee gleich in die Tat umgesetzt.
#pp: Das ist aber eher ungewöhnlich. So eine Idee kommt einem doch nicht plötzlich, ohne jede Vorerfahrung, oder?
Armbrust: Ich habe schon einmal vor Jahren für ein kostenfreies Stadtmagazin gearbeitet. Danach passierte viel in meinem Leben und die Leidenschaft für das Schreiben geriet in den Hintergrund.
Gedrucktes gegen
Schnelllebigkeit –
Magazine werden
überleben
#pp: Und dann kommt Ihnen nachts die Idee …?
Armbrust:: Genau! Ich bin ein Nachtmensch. Es gibt ja Eulen und Lerchen – und ich bin klar eine Eule. Die Ruhe in der Nacht ist meine Inspiration, wenn alles still ist und die Gedanken fließen können. Jedenfalls wusste ich in dieser Nacht sofort: Das ist es, wonach ich suche! Ein hochwertiges Magazin, das an ,Coffee Table Books‘ erinnert, mit spannenden Inhalten und dann trotz allem kostenfrei für Hamburger.
#pp: Warum „ELBBLICK Magazin“?
Armbrust:: Der Name war total unüberlegt. Als ich einen Anzeigenkunden anrief und ihn fragte, ob er Lust auf ein neues Magazin hat, sagte er sofort ,Ja‘ und fragte nach dem Namen. Und da fiel mir so schnell nichts anderes ein außer ELBBLICK MAGAZIN. Ich hab nach dem Telefonat gleich die Domain gesichert und es im Patentamt angemeldet.
Wer ist eigentlich …?
Nussin Armbrust, 45, gelernte Fremdsprachenkorrespondentin und Hotelfachfrau aus Hannover, engagiert sich in ihrer Wahlheimat Hamburg neben ihrer Tätigkeit als Verlegerin und Chefredakteurin für das „ELBBLICK Magazin“ im Charity-Bereich. Sie ist unter anderem Initiatorin von „Fest der Liebe“, bei dem Alleinerziehende und Alleinstehende mit Unterstützung von Spenden ein schönes Weihnachtsfest in gemieteten Räumen feiern. Manchmal hilft sie als Laiendarstellerin bei „Kiezkomparsen” aus.
Armbrust ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes
Wer ist eigentlich …?
Nussin Armbrust, 45, gelernte Fremdsprachenkorrespondentin und Hotelfachfrau aus Hannover, engagiert sich in ihrer Wahlheimat Hamburg neben ihrer Tätigkeit als Verlegerin und Chefredakteurin für das „ELBBLICK Magazin“ im Charity-Bereich. Sie ist unter anderem Initiatorin von „Fest der Liebe“, bei dem Alleinerziehende und Alleinstehende mit Unterstützung von Spenden ein schönes Weihnachtsfest in gemieteten Räumen feiern. Manchmal hilft sie als Laiendarstellerin bei „Kiezkomparsen” aus.
Armbrust ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes
Nussins Showroom
#pp: Und wie ging es weiter?
Armbrust: Ich bin seit Jahren gut vernetzt in der Stadt. Also habe ich drei Leute angerufen, ob sie Lust haben, Anzeigen zu schalten…
#pp: Sie hatten kein Konzept, keine Inhalte, keine Mitarbeiter…?
Armbrust: …aber schnell eine verkaufte Anzeige. So fing tatsächlich alles an. Und ich wusste darüber hinaus, das Schreiben würde mir guttun. So war es schon immer in meinem Leben.
#pp: Sie sind aber keine gelernte Journalistin?
Armbrust: Ich bin Fremdsprachenkorrespondentin und Hotelfachfrau. Das Abitur habe ich mit 30 Jahren auf der Abendschule nachgemacht. Dort habe ich das erste Mal bewusst gemerkt, dass ich gut schreiben kann.
#pp: Sie sind gebürtige Thailänderin. Wurden Sie als gleichberechtigt akzeptiert? Hat man Ihnen Leistung zugetraut?
Armbrust: Ich wurde mit sechs Wochen von einer wunderbaren alleinstehenden Frau in Hannover adoptiert, ich hatte eine gute Kindheit. Aber tatsächlich gab es an der Abendschule eine Begebenheit, die zeigt, dass ein Lebensverlauf wie der meine nicht selbstverständlich ist. Ich hatte Deutsch als Leistungskurs belegt, wir sollten einen Aufsatz schreiben. Der Lehrer sagte zu mir: „Sind Sie sicher, dass Sie das schaffen?“ Dann bekamen wir die Arbeit zurück. Ich hatte nicht nur die volle Punktzahl erhalten, sondern ein Sternchen dazu. Die beste Arbeit. Und der Lehrer hat sich bei mir anschließend entschuldigt.
#pp: Danach wollten Sie Journalismus studieren?
Armbrust: Eigentlich schon. Aber wie das Leben so spielt, habe ich dann doch einen anderen Weg eingeschlagen. Die Liebe zur deutschen Sprache, zum Schreiben, zum Journalismus hat mich dennoch nie mehr losgelassen.
#pp: Wie viele Mitarbeiter haben Sie?
Armbrust:: Ich beschäftige je nach Arbeitslage eine Grafikerin, eine Lektorin und eine Fotografin.
#pp: Und die Texte schreiben Sie …
Armbrust:: … alle selbst. Meist in der Nacht, dazu brauche ich aber laute Musik. Meine Nachbarn kennen das schon. Sie wissen, aha, jetzt entsteht wieder ein neues Magazin.
#pp: Sie sagen, „ELBBLICK Magazin“ sei ein besonderes Stadtmagazin. Was ist daran besonders?
Armbrust: Ich wollte ein Design, das modern ist, klar strukturiert, mit möglichst viel Weißraum. Elegant und trotzdem mit hanseatischem Understatement, wenn man so will. Ich habe mir andere Hefte angeschaut und fand vor allem international viele Ideen, die ich umsetzen wollte. New York hat zum Beispiel ein ganz tolles Stadtmagazin, aber auch in Barcelona gibt es Stadtmagazine, die eher wie Hochglanzbroschüren aussehen und dennoch nur ein Stadtmagazin sind.
#pp: Und wie generieren Sie die Inhalte?
Armbrust: Auch dabei habe ich eigene Vorstellungen. Ich will Themen, die lokal sind, die berühren, die etwas von den Menschen erzählen, die in dieser Stadt leben und arbeiten. Die gestalten, motivieren, verändern. Mir ist wichtig, dass die Geschichten, die Menschen authentisch sind. Und natürlich lege ich Wert auf feines Papier, das der Hand schmeichelt. Und auf Fotos, die etwas aussagen, die die Themen weiterspinnen und oder ergänzen.
#pp: Und warum glauben Sie, dass ein gedrucktes Magazin eine Zukunft hat in Zeiten von Instagram und Co. sowie mittlerweile unzähligen Online-Magazinen, nicht nur von Verlagen produziert, sondern auch von Unternehmen?
Armbrust: Weil ich davon überzeugt bin, dass wir in dieser schnelllebigen Zeit etwas Verlässliches, etwas Haltbares, etwas Haptisches brauchen. Ich erinnere mich noch genau an die Anfangsphase, als ich mit Freunden über meine Magazinidee gesprochen habe. Die sehen mich eher als Bloggerin und finden, ich habe etwas von einem Influencer. „Was willst du Online-Mädchen mit einem Printprodukt“, hieß es von vielen Seiten. Aber genau das ist es doch. Mit so einem Schubladendenken wird man mir nicht gerecht.
#pp: Sondern?
Armbrust: Auch wenn das Internet nicht vergisst, bleibt meiner Meinung nach nichts von Wert zurück. Schnell konsumiert, schnell vergessen. Natürlich verschicke ich mein Magazin auch als PDF, erschaffe mir so eine kleine Kunstwelt. Aber etwas online zu lesen oder zu betrachten, ist etwas anderes, als es in der Hand zu halten, darin zu blättern, es vielleicht wegzulegen, wieder hervorzuholen, noch einmal etwas nachzulesen. Das ist für mich Nachhaltigkeit, Tiefe. Darauf lege ich Wert. Ich bin stolz auf meine Kompositionen, denn sie tragen im wahrsten Sinne des Wortes meine Handschrift. Im Übrigen war es auch genau dieses Konzept, weswegen meine Lektorin Lust hatte, für mich zu arbeiten.
#pp: Erzählen Sie …
Armbrust: Ich war in meinem Kiez einkaufen auf dem Wochenmarkt. Da hat sie mich angesprochen. „Sie sind doch die Nussin Armbrust“, hat sie zu mir gesagt. „Die das ELBBLICK Magazin herausgibt. Ich habe all ihre Hefte zuhause liegen.“ Und dann hat sie mich gefragt, ob sie mir helfen darf. Denn sie fände die Komplexität meiner Themen beeindruckend. Das mache meine Geschichten und damit auch das Magazin nicht beliebig, sondern eben besonders. Außerdem fände sie es toll, dass mir offenbar Qualität vor Profit gehe. Das wolle sie unterstützen. Ich war baff, denn sie bot mir ihre Hilfe an, ohne auch nur nach einer Gegenleistung zu fragen. Seither macht sie das für mich in ihrer Freizeit. Dass so eine Fachfrau mein Magazin lobt, motiviert und zeigt, dass man auf dem richtigen Weg ist.
#pp: Dennoch ist die Finanzierung eines der großen Themen, warum Printprodukte zunehmend an Attraktivität verlieren und zugunsten von Online-Produkten zurückgehen: zu teuer, zu langsam, uncool eben.
Armbrust: Ich sehe das anders. Online ist zumeist Masse, schnell vergänglich. Dazu die Schwierigkeit zwischen News und Fake News zu unterscheiden. Das verunsichert die Menschen zunehmend. Inzwischen schätzen die Leute wieder Wert, Nachhaltigkeit und Einordnung. Das
hat man besonders im Lockdown gemerkt. Klar waren wir alle froh, dass Zoom das Miteinander ohne Kontakt möglich macht. Gleichzeitig hat aber auch eine gewisse Online-Übersättigung stattgefunden, die nun wieder abgelöst wird von dem Wunsch nach mehr Individualität.
Wir sind froh, offline zu gehen. Und was gibt es also Schöneres als ein gedrucktes Heft, das ich mir hinlegen kann, das in seiner Ausrichtung dauerhaft ist.
#pp: So viel Individualität muss man sich leisten können. Haben Sie einen Sponsor?
Armbrust: Nein. Und das fühlt sich für mich auch richtig an. Ich liebe meine Freiheit. Ich bin viel auf der Straße, spreche mit Menschen, höre zu. Dann wähle ich aus, was ich im Heft unterbringen möchte. Ein Sponsor, der Geld gibt, möchte in der Regel bei der Gestaltung und der Ausrichtung ein Mitspracherecht. Lieber nehme ich das Geld nicht an, bin stattdessen unabhängig, eine OneWoman-Show. Ich kann mir aussuchen, welche Anzeige wozu passt – oder auch nicht. Und selbst das Cover wird von mir kurzfristig umgestoßen, wenn ich der Meinung bin, dass es sich thematisch lohnt. Diese Freiheit meiner Arbeit liebe ich.
#pp: Dann arbeiten Ihre Mitarbeiter unentgeldlich?
Armbrust: Aber nein! Ich bezahle selbstverständlich für die Arbeit aus den Anzeigen. Nur ich zahle mir nichts. Aber das ist es mir Wert. Ich mag den Gedanken, dass es den Menschen um mich herum gut geht. Und wenn so ein Heft gut wird, dann profitieren ja alle davon.
#pp: Das heißt im Umkehrschluss aber, dass ein ambitioniertes Projekt wie „ELBBLICK Magazin“ eigentlich nur funktioniert, weil die Macherin damit kein Geld verdienen will und kann.
Armbrust: Das ist richtig. Ich verdiene damit kein Geld. Das ist aber in Ordnung, denn ich lebe das Magazin mit Leidenschaft. Und: Ich bin noch nicht am Ende meiner Ideen. Vielleicht kann ich Online und Print zukünftig noch effektiver verzahnen. Ich lasse mich derzeit zur Social-Media-Managerin ausbilden, lerne viel über digitales Marketing. Ich glaube, es ist noch viel möglich in der Zukunft. Vielleicht auch finanziell, was ich aber nie in den Fokus rücke. Aber natürlich, am Ende muss man so ein Projekt wie ,ELBBLICK Magazin‘ wollen und dafür brennen.
#pp: Was heißt das in der Praxis?
Armbrust: Ich habe mein Magazin eine Zeit lang sogar in der Stadt selbst ausgelegt, weil mir der Kontakt zu den Ausgabestellen wichtig war. Man fängt immer klein an, muss jedes Rad im Getriebe kennen. Die Zeit kann man nicht mehr zurückdrehen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass gedruckte Magazine weiterhin die Zukunft sind: Gedrucktes gegen die Schnelllebigkeit. Magazine werden überleben, so wie die schon oftmals totgesagten Bücher. #
Ausgabe No. 5 JETZT erhältlich!
In der aktuellen #printproudmagz Nr. 5 mit dem Titel „Der grüne Weg“ widmen wir uns dem wohl wichtigsten Thema überhaupt: der Nachhaltigkeit.
Wir werfen einen Blick auf vegane Druckproduktion und das große Thema Ressourcenschonung am Beispiel Papierrecycling. Außerdem beleuchten wir das wichtigste Umweltzeichen des Landes, den Blauen Engel. Und erfahren Sie, warum der deutsche Thriller-Starautor Sebastian Fitzek im Interview mit #printproudmagz zugibt, ein Weichei zu sein.
Lesen Sie jetzt:
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Tel. 040/23 51 92 15 oder kontakt@msbruno.de