#Trend
Text: Stefanie Matousch
Nicht immer müssen Bäume fallen, um Papier zu erzeugen. Ob aus Elefanten-Dung, Stroh, Bambus, Gras, Hanf oder Ananas – Papier aus nachhaltigen Rohstoffen ist derzeit angesagter denn je.
Bis zu 400 Millionen Tonnen Papier werden jährlich weltweit verbraucht. Tendenz steigend. Hauptverbraucher sind die Industrieländer, wobei Deutschland nach Angaben
des Umweltbundesamtes (UBA) so viel Papier verbraucht wie Afrika und Südamerika zusammen – nämlich 250 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Experten schätzen, dass zukünftig auch der Verbrauch in den Entwicklungs- und Schwellenländern erheblich zunehmen wird. Eine erschreckende Prognose, da sind sich alle einig. Und aus diesem Grund setzen heute bereits viele Firmen auf recyceltes Papier. Eine gute Option, die Wälder unserer Erde etwas zu schonen. Doch da geht noch mehr, finden viele – und bauen auf Alternativen wie Elefanten- Dung, Ananas, Stroh, Gras oder Hanf. So zum Beispiel die Büttenpapierfabrik Gmund in Gmund am Tegernsee, die schon seit Längerem neben herkömmlichem Papier auf Hanf setzt (mehr dazu auf der nächsten Seite). „Wir sehen einen definitiven Trend, in andere Rohstoffe als in Holz zu investieren“, so Florian Kohler, Chef des Traditionsunternehmens. „Hanfzellstoff ist derzeit noch viel teurer als herkömmlicher Holzzellstoff, da der Anbau von Nutzhanf immer noch sehr strengen Auflagen unterliegt. Und dennoch entscheiden sich immer mehr Konsumenten für das doch recht hochpreisige Hanfpapier und somit für ein nachhaltigeres Produkt.“
Eine erfreuliche Entwicklung, die auch Sabine Elbert von der Firma Essity in Mannheim bestätigen kann. Schon seit fast drei Jahren setzt das Unternehmen als eine Alternative zu Holz auf Stroh (mehr dazu siehe nächste Seite). „Der Grundgedanke unseres Vorhabens ist es, ein ungenutztes landwirtschaftliches Restprodukt nutzbar zu machen. Hierzulande bietet sich Weizenstroh an, weil es in den benötigten Mengen zur Verfügung steht.“ Derzeit arbeitet die Firma daran, den momentanen Strohanteil von 10 Prozent in ihren Produkten, wie zum Beispiel dem Zewa-Toilettenpapier-Sortiment, sukzessive zu erhöhen. Auf den nächsten beiden Seiten wollen wir neben Stroh und Hanf noch weitere Alternativen zu Holz vorstellen, die hoffentlich in den nächsten Jahren noch viel von sich hören lassen…
Fair Trade dank Dickhäuter
Bis zu 300 Kilogramm Pflanzen, Früchte und Gräser verschlingt ein einziger Elefant pro Tag. Die Dickhäuter sind zwar gute Esser, jedoch aber schlechte Nahrungsverwerter, denn sie verdauen nur teilweise – und sind so maßgeblich beteiligt bei der Arbeit hin zur Papiergewinnung. Denn ihr Dung ist reich an unverdauten, länglichen Fasern, wenn er eingesammelt, getrocknet und mehrere Stunden lang gekocht wird. Anschließend wird er zerkleinert, mit einer kleinen Menge recyceltem Papier vermengt und anschließend mit Hilfe von Schöpfsieben zum Trocknen in die Sonne gelegt. „Eine geniale und umweltschonende Technik, um Papier herzustellen“, weiß Mady Seynhaeve von der Firma Elecosy in Belgien, die sich auf Papier aus Elefanten-Dung aus Sri Lanka spezialisiert hat. „Noch dazu werden die Bauern vor Ort unterstützt.“
Hoch hinaus
Bis zu 60 Zentimeter wächst Bambus am Tag und damit zehnmal schneller als jeder andere Baum. Nach der Ernte wächst Bambus dann direkt wieder nach und ist nach etwa einem Jahr wieder bei seiner ursprünglichen Größe angelangt. Im Vergleich dazu stirbt ein Baum – zuvor hat er bis zu 30 Jahre gebraucht, um auszuwachsen –, wenn er erst einmal gefällt wurde. Vor allem in früheren Zeiten war die Papierherstellung aus Bambus in China sehr gebräuchlich. Heute wird Bambus als Alternative zu Holz für die Papiergewinnung nicht mehr nur in der asiatischen, sondern auch in der südamerikanischen Zellstoffproduktion eingesetzt.
Hanf statt Baum
Bis zu 60 Zentimeter wächst Bambus am Tag und damit zehnmal schneller als jeder andere Baum. Nach der Ernte wächst Bambus dann direkt wieder nach und ist nach etwa einem Jahr wieder bei seiner ursprünglichen Größe angelangt. Im Vergleich dazu stirbt ein Baum – zuvor hat er bis zu 30 Jahre gebraucht, um auszuwachsen –, wenn er erst einmal gefällt wurde. Vor allem in früheren Zeiten war die Papierherstellung aus Bambus in China sehr gebräuchlich. Heute wird Bambus als Alternative zu Holz für die Papiergewinnung nicht mehr nur in der asiatischen, sondern auch in der südamerikanischen Zellstoffproduktion eingesetzt.
Papier aus Palmen- Abfall
Vom ehrenamtlichen Studienprojekt zum erfolgreichen Startup: Mit einem innovativen Zellstoff aus den Blättern der Ananaspflanze hat die eco:fibr GbR eine Alternative zum Papierrohstoff Holz geschaffen. Dahinter stecken drei Studierende aus Hannover, die ein neues Verfahren entwickelt hat, Zellulose aus Ananas-Abfällen zu gewinnen. Das Forscherteam, das seit vielen Jahren an ihrer Mission arbeitet, ist sich sicher: Das geschöpfte Papier ist zu 100 Prozent biologisch abbaubar und ihr Herstellungsverfahren ist zudem umweltfreundlicher als die konventionelle Zellulosegewinnung. Denn Ananas-Abfälle enthalten erheblich weniger der sogenannten Kitsubstanz Lignin, die aus den Fasern entfernt werden muss. Die konventionelle Papierindustrie muss dafür Sulfate, Chlor und organische Lösungsmittel einsetzen. Auf das doch noch recht neuartige Verfahren sind bereits mehrere Unternehmen aufmerksam geworden, die nur darauf warten, dass spätestens 2026 – so hofft es das junge Forscherteam – die erste industrielle Anlage für die Produktion von Zellstoff aus Ananasresten in Costa Rica eingeweiht werden kann.
Da wächst was
Es sprießt in Deutschland in großen Mengen, bietet regionale Arbeitsplätze, hat dadurch kurze Lieferwege und verursacht noch dazu wenig CO2: Gras. Die Firma creapaper aus NRW hat 2013 das Graspapier erfunden und arbeitet mit Hochdruck daran, Papier aus 100 Prozent Grasfaser herzustellen. „Je nach Produkt können wir bis zu 50 Prozent des Holzzellstoffs oder des Recyclingpapiers durch unsere Grasfaser ersetzen – das spart Bäume, Wasser und klimaschädliche Emissionen“, so Birgit Goldenstern von creapaper. Vom Hygienepapier über grafische Papiere bis hin zu Faltschachteln und Kartonagen – creapaper kann vieles aus Gras fertigen. „Grundsätzlich kann jedes herkömmliche Papierprodukt durch den Eintrag der Grasfaser umweltfreundlicher gestaltet werden“, so Goldenstern.
Mehr als Stroh
Für Papier braucht es Bäume? Nicht im Werk des schwedischen Unternehmens Essity am Standort Mannheim. Seit 2021 entsteht hier Toiletten- und Küchenpapier aus Stroh anhand eines Verfahrens, das das US-Unternehmen Sustainibility Fibre Technology entwickelt hat und von Essity in Lizenz angewendet wird. Die Fasern aus Stroh werden hier mit einer Chemikalienmischung unter wenigen Bar Druck und bei Temperaturen von weniger als 100 Grad Celsius gelöst. „Das sind sehr moderate Bedingungen, verglichen mit der klassischen Zellstoffproduktion aus Holz“, weiß Sabine Elbert, Communications Manager bei Essity. „Das Verfahren spart Kohlendioxidemissionen und Energie ein und lässt uns unseren ökologischen Fußabdruck um 20 Prozent verbessern.“ #
Über die Autorin
Stefanie Matousch
Von München in die Weltstadt Hamburg – und kürzlich nach Ahrensburg in Schleswig-Holstein gezogen. Auch wenn ihr Leben jetzt in geregelteren Bahnen verläuft – für gute (Print-)Geschichten und spannende Menschen brennt die Journalistin auch heute noch.
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