#Trend
Tech-Konzern und Sportuhren-Hersteller Garmin etablierte #beatyesterday zunächst als Online- und danach als Printmagazin.
Warum sowohl der digitale als auch der analoge Kanal unverzichtbar sind, erklärt Marketing-Direktorin Simone Weber im Interview.
Seit 2018 ist Simone Weber Marketing-Direktorin des Technikkonzerns Garmin.
Das schweizerisch-amerikanische Unternehmen ist führender Hersteller von Navigationssystemen im Bereich Automotive, Marine und Aviation und Pionier im Bereich Wearables und sportliche Smartwatches.
Der Umsatz des Unternehmens beträgt rund vier Milliarden Euro im Jahr.
#printproud: Frau Weber, welchen Grund gibt es, in unserer digitalen Welt Ihrem sehr erfolgreichen Onlinemagazin #beatyesterday ein Printobjekt gleichen Namens in einer Auflage von beeindruckenden 150.000 Exemplaren zur Seite zu stellen?
Simone Weber: Kunden sind heutzutage stark geclustert. Der eine lebt online und wir können ihn ausschließlich mit einem Onlinemagazin erreichen, der andere hat gerne etwas Haptisches in der Hand und genießt die Zeit zu lesen. Deshalb ist es notwendig, beides anzubieten, wenn man nicht einen Teil seiner Zielgruppe verlieren möchte. Darüber hinaus hat ein hochwertiges Printmagazin den Vorteil, Menschen dort zu inspirieren, wo dies normalerweise schwierig ist: im Handel, auf Veranstaltungen, auf Messen.
„Vielleicht geht der Trend
in Zukunft ja noch
stärker zu Print.“
Kundenmagazine, die Simone Weber gefallen:
2 x Print, 1 x online!
#pp: Wie überzeugen Sie den Handel, Ihr Magazin zu nutzen?
Weber: Wenn ich mich für eine hochwertige Smartwatch interessiere, dann möchte ich nicht mit einem QR-Code aus dem Geschäft gehen, sondern mit einem Magazin oder einer Broschüre, die sich hochwertig anfühlt. Für unsere Vertriebspartner, egal ob Sportfachhandel, Elektronikmärkte oder Juweliere, ist ein Magazin deshalb ein wichtiges Instrument. Das sieht man daran, dass sie unserem Magazin häufig eigenständig sehr prominente Platzierungen geben, zum Beispiel im Kassenbereich, wofür man normalerweise eine Gebühr bezahlen muss.
#pp: Sie setzen auf Print und Online. Was kann ein Printmagazin, was ein Onlinemagazin nicht kann – und umgekehrt?
Weber: Das Onlinemagazin ermöglicht den Kunden einen schnellen Zugriff. Es bietet gebündelt schnell abrufbare Informationen und ist somit fast ein tagesaktuelles Medium mit entsprechenden News und Storys. Diese Schnelllebigkeit ist aber nicht für jeden das Richtige. Der anspruchsvolle Kunde will ausführlich informiert werden, und da ist Print in Ergänzung zu Online einfach das richtige Medium. Es ermöglicht einen weiteren Blick in die Welt eines Unternehmens und kann Geschichten auf eine Art und Weise erzählen, wie es ein Onlinemagazin nie bieten kann.
#pp: Wie haben Ihre Kunden, also Ihre User und Leser reagiert, dass es neben dem Onlinemagazin plötzlich auch noch ein Printmagazin gibt?
Weber: Sehr unterschiedlich. Die einen haben es nahezu bejubelt, sofort bestellt und gelesen. Andere fragten, vor allem in den sozialen Medien: Was soll im digitalen Zeitalter ein Printmagazin? Die Menschen sind in ihrer Mediennutzung einfach nicht Schema F.
#pp: Können Sie denn die weitverbreitete Ansicht bestätigen: Ältere Menschen wollen Informationen auf Papier, jüngere ausschließlich digital?
Weber: Klares Nein. Das lässt sich überhaupt nicht an Altersgruppen festmachen, sondern nur daran, wer welche Interessen hat und wie der Einzelne es gewohnt ist, seine Informationen zu beziehen. Wir werten extrem viele Daten aus, das ist ja das Schöne am Onlinemarketing, und daher weiß ich: Man unterschätzt die ältere Zielgruppe, wenn man glaubt, sie möchte alles auf Papier und lehnt Online ab. Genauso falsch ist es zu glauben, dass die jungen Menschen nur noch digital unterwegs sind. Es gibt ja auch zahlreiche Medienhäuser, die immer wieder Vorstöße mit Printobjekten in die junge Zielgruppe wagen, die auch funktionieren. Die Kunst ist es, beide Kanäle intelligent zu verzahnen. Wenn das gelingt, ergänzen sich Print und Digital perfekt.
pp: Ihrem Projekt #beatyesterday scheint dies auch zu gelingen.
Weber: Ja, wir verlängern das gedruckte Magazin durch digitale Experience und holen auf diese Weise alle Alters- und Interessensgruppen ab.
#pp: Unternehmen verzichten heutzutage weniger aus finanziellen Gründen auf Printmagazine, sondern weil die Geschäftsführung meint, Print sei nicht mehr „cool“ genug. Hatten Sie es aus dieser Perspektive schwer, in Ihrem Unternehmen ein Printmagazin – und dann noch in hoher Auflage – auf den Weg zu bringen?
Weber: Vorstände von Unternehmen haben tatsächlich oft dieses Vorurteil, dass man heutzutage ausschließlich auf digitale Kanäle setzen muss, um trendy zu sein. Wer sein Unternehmen aber mit Weitsicht steuert, weiß, dass der Schlüssel zum Erfolg die sogenannte Consumer Centricity ist. Und wenn die Orientierung am Kunden im Zentrum des Denkens und Handelns eines Unternehmens steht, ist es nicht mehr schwer, neben den digitalen Kanälen auch den Printbereich nicht zu vernachlässigen – wie es in unserem Unternehmen der Fall ist.
#pp: Experten gehen davon aus, dass wir in einer Übergangszeit leben, in der weder die digitale noch die analoge Welt allein vorherrschend ist. Sehen Sie das auch so?
Weber: Korrekt. Es wäre genauso falsch, den einen User zu zwingen, sich digital zu informieren, wie den anderen User, ein Printmagazin zu nutzen. Unternehmen machen einen großen Fehler, wenn sie nur eines von beiden einsetzen. Sicher muss man jetzt beobachten, wie der Trend sich entwickelt. Aber vielleicht befinden wir uns gar nicht in einer Übergangsphase. Vielleicht hält sich der Trend oder es geht sogar noch stärker zurück zum Gedruckten.
#pp: Sie können sich auch das vorstellen?
Weber: Die digitale Welt wird immer schneller, spezifischer. Man kann alle Informationen schnell abrufen, wenn man es möchte. Natürlich hat jeder sein Smartphone immer dabei, aber es fühlt sich sehr gut an, auch einmal innezuhalten, sich zurückzulehnen, einfach etwas Gedrucktes in die Hand zu nehmen und es in Ruhe anzuschauen. In der digitalen Welt wird man ständig abgelenkt, das passiert in der gedruckten Welt nicht. Da ist man fokussiert auf ein Thema, und das gibt einem die Ruhe und Entspannung, die man sonst im Alltag oft vermisst. Man liest Gedrucktes einfach anders als Online. Bei einem Magazin sind zwei Minuten Lesezeit nichts, bei einer Website sind zwei Minuten Verweildauer ein super Wert.
#pp: Sie haben früher für das Unternehmen Weber Grill gearbeitet und auch da gibt es schöne Magalogs, Magazine und Bücher. Lieben Sie Print?
Weber: Beruflich schlägt mein Herz zuerst einmal fürs Marketing und damit für das, womit wir unsere Kunden inspirieren und begeistern können, egal ob Digital oder Print. Dementsprechend habe ich bei Weber Print eingeführt, denn ich hatte bei dieser so emotionalen Marke das Thema Storytelling vermisst. Deshalb haben wir 2013 bei Weber mit dem Magalog begonnen. Onlinemagazine waren damals noch nicht so im Trend, aber glauben Sie mir, wenn ich seinerzeit die budgetären Mittel bekommen hätte, hätte ich auch ein Onlinemagazin initiiert, aber da bin ich leider an der Geschäftsleitung gescheitert. Da Sie mich aber nach meiner privaten Vorliebe gefragt haben; Ja, privat bin ich in manchen Bereichen in der Tat printaffin.
#pp: Auf einer Skala zwischen 0 und 10 von analog bis digital: Wo sehen Sie sich?
Weber: Ich gebe mir eine 8. Doch, mein Leben ist schon sehr digital. Aber wenn ich die Chance habe, lese ich gern ein Buch, und zwar ganz klassisch. Da konnte mich bislang noch keine digitale Technik überzeugen. #
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